Der Einfluss der Baubranche auf den weltweiten Energieverbrauch
Im Kampf gegen den Klimawandel ist auch die Baubranche gefragt – und zwar, indem umweltfreundliche, zukunftsfähige Lösungen entwickelt werden müssen....
Wie kann die klimaschonende Wärmewende in Metropolen, Städten und Gemeinden weltweit gelingen – und zwar sicher und bezahlbar für Millionen von Haushalten und Unternehmen? Sind Fernwärmenetze die Antwort? Gelingt damit wirklich der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen im großen Umfang?
Rund um den Globus suchen Fachleute aus Energieversorgung, Stadtwerken, Planung und Industrie Antworten auf diese Fragen. Sogar mehr als das: Sie wollen die Transformation der Fernwärme mitgestalten. Die Dekarbonisierung der Fernwärme ist eine der zentralen Herausforderungen der globalen Energiewende. Während der Stromsektor international bereits große Fortschritte bei der Integration erneuerbarer Energien macht, bleibt der Wärmesektor bislang ein Nachzügler. Doch gerade in urbanen Räumen, in denen individuelle Lösungen wie Wärmepumpen an bauliche und infrastrukturelle Grenzen stoßen, ist Fernwärme ein Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele.
Internationale Initiativen wie der European Green Deal, die Energy Efficiency Directive oder die Renewable Energy Directive setzen ambitionierte Vorgaben für den Ausbau und die Dekarbonisierung der Wärmenetze. Städte und Versorger weltweit stehen damit vor der Aufgabe, bestehende Netze zu modernisieren, neue Technologien zu integrieren und regulatorische wie finanzielle Hürden zu überwinden.
Die Dekarbonisierung der Fernwärme ist ein zentrales Ziel der internationalen Klimapolitik. Diese Art der Wärmeversorgung gilt weltweit als strategisches Instrument, um die CO₂-Emissionen im Gebäudesektor zu senken und die ambitionierten Klimaziele – etwa Klimaneutralität bis 2045 – zu erreichen.
Die Europäische Union, zahlreiche nationale Regierungen und internationale Organisationen sehen in Fernwärmenetzen eine Schlüsseltechnologie für die Wärmewende. So betont beispielsweise die Europäische Kommission im Rahmen des „Fit for 55“-Pakets die Notwendigkeit, Fernwärme stärker auf erneuerbare Quellen umzustellen und bestehende Netze zu modernisieren. Auch die deutsche Bundesregierung plant, bis 2045 rund 14 Millionen Wohneinheiten mit klimaneutraler Fernwärme zu versorgen, was einen massiven Ausbau und eine Transformation der Netze voraussetzt.
Gerade in dicht besiedelten urbanen Räumen, in denen individuelle Lösungen wie Wärmepumpen an bauliche und infrastrukturelle Grenzen stoßen, ermöglicht Fernwärme eine effiziente und gebündelte Versorgung ganzer Stadtteile oder Städte. Sie ist damit ein systemrelevantes Rückgrat der urbanen Energiewende.
Die internationale Gemeinschaft hat sich darauf verständigt, Fernwärme schrittweise auf CO₂-neutrale Quellen umzustellen. Nationale Strategien wie die schwedische Klimapolitik oder die Berliner Wärmewende dienen als Beispiele: Schweden strebt Klimaneutralität bis 2045 an und setzt dabei auf die Modernisierung und Dekarbonisierung der Fernwärmenetze. In Berlin ist die klimaneutrale Transformation der Wärmenetze ein zentrales Instrument, um die Emissionen im Gebäudesektor drastisch zu reduzieren.
Die Herausforderung bleibt, die ambitionierten politischen Zielsetzungen mit konkreten Investitionen, innovativen Technologien und einer umfassenden Modernisierung der Infrastruktur zu verknüpfen. Fernwärme ist damit nicht nur ein technisches, sondern auch ein politisch und gesellschaftlich relevantes Thema. Und ein entscheidender Faktor für die globale Energiewende.
Was macht Fernwärme heute so relevant? Und warum steht sie im Zentrum der urbanen Energiewende? Ein Blick auf aktuelle Versorgungsschwerpunkte, internationale Netzdichten und CO₂-Bilanzen zeigt, wie unterschiedlich die Ausgangslagen sind. Gleichzeitig wird deutlich: Gerade in wachsenden Städten eröffnet Fernwärme neue Wege, um Klimaziele zu erreichen und Infrastruktur effizient zu nutzen.
Fernwärmenetze sind weltweit ein entscheidender Baustein für die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung. Die IEA (International Energy Agency) geht in einer Studie davon aus, dass bis 2030 rund 350 Millionen Gebäudeeinheiten an Fernwärmenetze angeschlossen sind – insbesondere in urbanen Ballungsräumen mit hoher Wärmedichte. Die Netzdichte und der Versorgungsgrad variieren allerdings international.
Während beispielsweise in Dänemark über 60 % der Haushalte an Fernwärme angeschlossen sind, liegt der Anteil in Deutschland bei etwa 15 % – ein Wert, der in vielen anderen Ländern noch unterschritten wird. Die CO₂-Bilanz der Fernwärme hängt maßgeblich von den eingesetzten Energiequellen ab: Historisch dominierten fossile Brennstoffe wie Kohle und Erdgas, doch der Anteil erneuerbarer Energien und industrieller Abwärme steigt kontinuierlich.
Systemtyp | Typische CO₂-Emissionen (g CO₂-Äqu./kWh Wärme) | Primäre Energiequelle(n) |
Klassische Fernwärme (Kohle) |
239–265 |
Kohle, fossile Brennstoffe |
Klassische Fernwärme (Erdgas) |
133–197 |
Erdgas, fossile Brennstoffe |
Moderne KWK (GuD, Erdgas) |
151 |
Gas-KWK, hocheffizient |
Dekarbonisierte Fernwärme |
<60 |
Biomasse, Geothermie, Abwärme |
Im Rahmen eines umfangreichen Fernwärme- und Geothermie-Projekts in Waren an der Müritz wird aktuell das Rohrsystem aquatherm energy installiert. Das vorisoliertes Rohrleitungssystem versorgt zukünftig zahlreiche Gebäude mit kostengünstiger Wärme. Die integrierte Leckageüberwachung macht die Fernwärmeleitung noch sicherer, denn während des Transports darf die aggressive Sole, die mit einer Temperatur von rund 70 Grad aus dem Erdinneren gefördert wird, nicht mit dem Grundwasser in Berührung kommen. Trotz des salzhaltigen Wassers ist dies durch das korrosionsbeständige Rohrleitungssystem aus dem Kunststoff Polypropylen ausgeschlossen.
Kopenhagen betreibt das weltweit größte Fernwärmenetz und hat es sich zum Ziel gesetzt, es zeitnah nahezu klimaneutral zu gestalten. Durch die Umstellung von Kohle auf nachhaltige Biomasse, den Einsatz großer Wärmepumpen und die Nutzung von Abwärme und Geothermie werden jährlich rund 500.000 Tonnen CO₂ eingespart. 98 % aller Gebäude sind angeschlossen.
Das Katri Vala Heating and Cooling Plant nutzt seit 2006 große Wärmepumpen, die Abwärme aus Abwasser gewinnen. Mit einer Heizleistung von 126 MW werden Wohngebäude per Fernwärme emissionsarm beheizt, was die CO₂-Einsparung der Stadt signifikant verbessert.
Im Stadtteil Txantrea wurde ein neues Fernwärmesystem installiert, das die CO₂-Emissionen um bis zu 80 % senkt. Es versorgt tausende Haushalte nachhaltig und ist Teil einer städtischen Strategie für Klimaneutralität.
Die litauische Hauptstadt setzt auf die größte Absorptionswärmepumpe im Baltikum, die industrielle Abwärme nutzt. Dadurch wird die Abhängigkeit von Gas und Biomasse reduziert und die Effizienz des Fernwärmenetzes erheblich gesteigert.
Vaasa nutzt ehemalige Öllagerstätten als saisonale Wärmespeicher für erneuerbare Energie. Das Projekt hat den Kohleanteil in der Fernwärme um über 30 % gesenkt und erhöht die Versorgungssicherheit.
Reykjavik ist ein Pionier der geothermischen Fernwärme. Mit dem Silverstone-Projekt wird das Hellisheidi-Kraftwerk zu einer der ersten nahezu CO₂-neutralen Geothermieanlagen weltweit weiterentwickelt.
Hier wurde ein solarthermisches Fernwärmesystem mit saisonalem Wärmespeicher aufgebaut. Es deckt einen Großteil des lokalen Wärmebedarfs und reduziert die CO₂-Emissionen enorm.
Aarhus baut bis 2025 Europas größte geothermische Fernwärmeanlage. Das Projekt wird einen wesentlichen Teil der städtischen Wärmeversorgung dekarbonisieren und dient als Vorbild für andere Großstädte.
Die Modernisierung des Fernwärmenetzes mit großtechnischen Wärmepumpen und der Integration erneuerbarer Energien macht Wien zu einer der führenden Städte für nachhaltige Wärmeversorgung in Europa.
Die Stadt nutzt Fernwärmetechnologie, um auch bei extremen Minusgraden CO₂-arme Wärme bereitzustellen. Das System senkt die Emissionen und verbessert die Luftqualität signifikant.
Mit der fortschreitenden Urbanisierung werden bis 2050 über 68 % der Weltbevölkerung in Städten leben, wodurch effiziente, zentralisierte Wärmeversorgungssysteme an Bedeutung gewinnen. Die Funktionsweise von Fernwärme ermöglicht es, erneuerbare Energien, industrielle Abwärme und innovative Technologien gebündelt zu nutzen. So reduziert Fernwärme den Flächenbedarf und die Komplexität individueller Heizsysteme. Ein großer Vorteil vor allem in dicht bebauten Gebieten. Zudem erleichtert sie die Integration sektorübergreifender Lösungen, etwa durch die Kopplung von Strom, Wärme und Mobilität.
Fernwärmesysteme bestehen aus zentralen Wärmeerzeugern, isolierten Rohrleitungsnetzen und Übergabestationen bei den Verbrauchern. Die Wärme wird als heißes Wasser oder Dampf transportiert, wobei moderne Netze auf niedrigere Betriebstemperaturen setzen, um Verluste zu minimieren und erneuerbare Quellen zu integrieren. Die Entwicklung reicht von ersten dampfbetriebenen Netzen über klassische Heißwasser-Systeme (3. Generation) bis zu heutigen 4. und 5. Generationen mit niedrigen Temperaturen und bidirektionalem Energieaustausch.
Die Transformation der Fernwärme zu einem CO₂-neutralen System stellt die Netzinfrastruktur weltweit vor neue, komplexe Anforderungen. Um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen und die Integration erneuerbarer Energien zu ermöglichen, müssen Fernwärmenetze technologisch und konzeptionell weiterentwickelt werden.
Ein zentrales Ziel ist die Absenkung der Betriebstemperaturen in Fernwärmenetzen, um die Dekarbonisierung zu erreichen. Niedrigere Temperaturen reduzieren Wärmeverluste, erhöhen die Energieeffizienz und erleichtern die Nutzung erneuerbarer Quellen wie Solarthermie und Großwärmepumpen (Quelle: IEA International Energy Agency). Beispielsweise streben viele europäische Städte die Umstellung auf sogenannte „Low-Temperature District Heating“-Systeme an, um die Kompatibilität mit nachhaltigen Energiequellen zu maximieren.
Die Kopplung verschiedener Energiesektoren – Strom, Wärme, Mobilität – wird zunehmend zum Standard. Fernwärmenetze dienen dabei als flexible Schnittstelle, um überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien in Wärme umzuwandeln und zu speichern. Diese Sektorenkopplung erhöht die Systemeffizienz und trägt zur Netzstabilität bei, wie aktuelle Pilotprojekte in Skandinavien und Mitteleuropa zeigen.
Die Dekarbonisierung der Fernwärme verlangt eine Diversifizierung der eingespeisten Wärmequellen. Neben klassischen Kraftwerken werden zunehmend industrielle Abwärme, Geothermie, Biomasse und Solarthermie in die Netze integriert. Diese Vielfalt stellt hohe Anforderungen an die Regelbarkeit und Flexibilität der Systemtechnik.
Mit der Umstellung auf niedrigere Temperaturen und die Integration neuer Energiequellen steigen die Anforderungen an die verwendeten Materialien und die Systemauslegung:
Die Dekarbonisierung der Fernwärme verlangt somit eine ganzheitliche Betrachtung von Netzdesign, Materialwahl und Systemintegration.
Die Dekarbonisierung der Fernwärme erfordert einen systemischen Ansatz, der erneuerbare Wärmequellen, innovative Technologien und eine vorausschauende kommunale Planung miteinander verbindet. Im internationalen Vergleich zeigen sich dabei verschiedene Schwerpunkte, die als Blaupause für nationale und regionale Strategien dienen können.
Die Transformation der Fernwärme gelingt nur mit einer strategischen, kommunalen Wärmeplanung. Diese umfasst die Analyse des aktuellen Wärmebedarfs, die Identifikation erneuerbarer Potenziale und die Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs zur schrittweisen Dekarbonisierung der Fernwärme. In Deutschland ist die kommunale Wärmeplanung seit 2024 gesetzlich vorgeschrieben und dient als Blaupause für andere Länder, die eine systematische Transformation anstreben. Fördermechanismen auf nationaler und europäischer Ebene – etwa Investitionszuschüsse für Wärmepumpen, Speicher oder Netzerweiterungen – sind entscheidend, um die Wirtschaftlichkeit der Transformation sicherzustellen und Investitionsrisiken zu minimieren.
Die Transformation der Fernwärme zu einem CO₂-armen Energiesystem stellt höchste Anforderungen an die Netzinfrastruktur. Moderne Rohrleitungssysteme sind dabei das Rückgrat effizienter, flexibler und zukunftsfähiger Wärmenetze. Sie ermöglichen nicht nur die Integration erneuerbarer Energiequellen, sondern leisten auch einen entscheidenden Beitrag zur Reduktion von Wärmeverlusten und zur Betriebssicherheit.
Die Dekarbonisierung der Fernwärme ist ein globales Ziel, das durch eine Kombination aus gesetzlichen Vorgaben, Förderprogrammen und sektorübergreifender Zusammenarbeit in vielen Ländern vorangetrieben wird. Nur dadurch entsteht die nötige Investitionssicherheit, um die Transformation umzusetzen. Weltweit setzen Regierungen, internationale Organisationen und lokale Akteure daher auf unterschiedliche, aber zunehmend ambitionierte Strategien, um den Wandel zu klimafreundlichen Wärmenetzen zu beschleunigen.
Versorger und Netzbetreiber sind zentrale Akteure bei der Umsetzung nationaler und kommunaler Dekarbonisierungsstrategien. Sie entwickeln Transformationspläne, investieren in neue Technologien und koordinieren die Integration erneuerbarer Quellen sowie die Modernisierung der Infrastruktur. In vielen Ländern sind sie zudem verpflichtet, regelmäßig über den Fortschritt der Emissionsminderung zu berichten
Hersteller von Systemtechnik und Rohrleitungssystemen – wie beispielsweise aquatherm – unterstützen die Transformation durch innovative, modulare Lösungen, die auf die Anforderungen moderner, CO₂-armer Wärmenetze zugeschnitten sind. Sie treiben die Entwicklung neuer Materialien und Technologien voran, die Effizienz, Langlebigkeit und Flexibilität der Netze erhöhen.
Die Dekarbonisierung der Fernwärme ist heute technisch möglich, politisch gewollt und stellt hohe Anforderungen an die Infrastruktur. Die Effizienz und Zukunftsfähigkeit von Fernwärmesystemen hängen aber auch maßgeblich von der Qualität der Netzinfrastruktur ab. Hochwertige, optimal gedämmte Rohrleitungssysteme minimieren Wärmeverluste, erhöhen die Betriebssicherheit und ermöglichen die flexible Integration erneuerbarer Energiequellen.
Moderne Systemlösungen – etwa von aquatherm – leisten einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung effizienter, CO₂-armer Wärmenetze. Die Rohrleitungssysteme aus PP-R bieten eine hohe Beständigkeit gegen Korrosion und ermöglichen schnelle und sichere Installation. Die Systemlösungen von aquatherm helfen, die praktischen Anforderungen an Temperatur, Druck, Langlebigkeit und Installation zuverlässig zu erfüllen. Projekte wie das Fernwärmenetz in Gateshead (UK) oder Veksø (DK) zeigen, dass der Einsatz moderner Kunststoffrohre nicht nur die Energieeffizienz steigert, sondern auch die CO₂-Bilanz und die Wirtschaftlichkeit des Netzbetriebs verbessert.
Die Dekarbonisierung der Fernwärme liegt ganz nah: Sie beginnt bei Ihnen
Die Dekarbonisierung der Fernwärme ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Lassen Sie sich von den Experten bei aquatherm individuell beraten: Von der Planung bis zur Umsetzung unterstützen wir Sie mit innovativen, langlebigen und effizienten Rohrleitungssystemen für die Fernwärmeversorgung der Zukunft.
Im Kampf gegen den Klimawandel ist auch die Baubranche gefragt – und zwar, indem umweltfreundliche, zukunftsfähige Lösungen entwickelt werden müssen....
Warum der Gebäudesektor im Fokus des Klimaschutzes steht Der Gebäudesektor trägt mit rund 38 Prozent der globalen CO₂-Emissionen erheblich zur...
Kaum eine Vorschrift wird die Bau- und Immobilienbranche in den kommenden Jahren so grundlegend verändern wie die neue EU-Gebäuderichtlinie EPBD...