Hybride Kühlarchitekturen für Rechenzentren im KI-Zeitalter __

Hybride Kühlarchitekturen für Rechenzentren im KI-Zeitalter
1. Juli 2025 3 min.

Die exponentielle Zunahme rechenintensiver KI-Workloads verändert nicht nur die Performance- und Skalierbarkeitsanforderungen an Rechenzentren – sie verschiebt auch den energetischen Schwerpunkt innerhalb der Infrastrukturplanung. Mit prognostizierten 463 Exabyte pro Tag verarbeiteter Daten bis 2025 wird Kühlung zum dominierenden Betriebskostenfaktor und zur technischen Kernfrage jeder Neuinvestition.

Gleichzeitig wachsen die Anforderungen an Nachhaltigkeit, Flächenflexibilität und CO₂-Bilanzierung – getrieben von regulatorischen Initiativen, Corporate Sustainability Reporting (CSRD) und ESG-getriebenem Kapital. Rechenzentren geraten damit in eine strukturelle Doppelrolle: Sie sind zugleich technologische Plattform und energetischer Risikofaktor.

Die Antwort darauf liegt in der gezielten Kombination spezialisierter Kühlsysteme – statt im Ausbau bestehender Monosysteme. Dieser Blog zeigt, wie Sie hybride Kühlarchitekturen planen, technisch integrieren und nachhaltig betreiben können - mit Fokus auf Umsetzung, Materialwahl und skalierbare Systeminfrastruktur. Zusätzliche detaillierte technische Hintergründe und Einsatzbeispiele finden Sie in unserem Whitepaper "Kühler Kopf für die KI": Warum PP-RCT-Rohrsysteme für DTC- und Immersion Cooling heute Standards setzen.

 

Warum hybride Systeme?

Von Lastprofilen zur Systemarchitektur: Warum Kühlung nicht linear skaliert

Die thermische Belastung moderner Rechenzentren steigt nicht proportional zur Rechenleistung – sondern exponentiell mit der Komplexität und Dichte der verwendeten Hardware. Klassische Kühlarchitekturen – etwa rein luftbasierte Systeme – skalieren in diesem Kontext nicht mehr effizient. Die Lösung liegt in modularen Kühlsystemen, die je nach Wärmeeintrag, Bauraum, Zonentopologie und Redundanzbedarf unterschiedlich reagieren.

Hybride Systeme bestehen typischerweise aus drei Komponenten:

  1. Direct-to-Chip (DTC) Cooling für unmittelbare Hotspot-Kontrolle an CPUs, GPUs und ASICs
  2. Air Management zur Regelung von Leckage und Raumthermik (z. B. über Hot-/Cold-Aisle-Containment)
  3. Immersion Cooling für extrem dichte KI-Racks mit Verlustleistungen >350 W pro Baueinheit

In Kombination lassen sich damit nicht nur thermische Spitzenlasten kontrollieren – sondern auch signifikante Effizienzgewinne realisieren:

 

Technologiemodule intelligent kombinieren – Infrastruktur als Effizienzfaktor

Die Einführung hybrider Kühlsysteme erfordert ein Umdenken in der Planungslogik. Statt eine dominante Kühlmethode auf das gesamte Rechenzentrum zu skalieren, wird die Infrastruktur in funktionale Zonen unterteilt – jede mit ihrem spezifischen thermischen Profil, ihrer Kühltechnologie und ihrer hydraulischen Anbindung.

Direct-to-Chip Cooling wird zur bevorzugten Lösung in Bereichen mit hoher, aber gleichmäßiger Wärmelast – etwa bei GPU-Trainingsknoten oder in High Performance Clustern. Hier dominieren geschlossene Flüssigkreisläufe mit exakt definierter Durchflussrate und Temperaturspreizung. Entscheidend ist die Materialwahl für das Leitungssystem: Korrosion, Mikroleckagen und Druckverluste wirken sich unmittelbar auf die Systemstabilität aus. Das Rohrsystem aquatherm blue erfüllt die Anforderungen solcher DTC-Setups:

  • Gefertigt aus PP-RCT, chemisch resistent gegenüber glykolhaltigen und dielektrischen Flüssigkeiten
  • 100 % korrosionsfrei – keine Migration, kein Partikeleintrag
  • Hohe Temperaturstabilität
  • Geprüfte Verbindungstechnik

 Immersionskühlung – meist in geschlossenen Zwei-Phasen-Systemen – benötigt separate Rückkühleinheiten mit zuverlässiger Sekundärverrohrung. Auch hier zählt maximale Materialstabilität bei minimaler Wartungsanfälligkeit. Die Kompatibilität mit nichtleitenden Fluiden und die Fähigkeit zur stoffschlüssigen Verbindung über Jahrzehnte hinweg machen aquatherm blue auch hier zur bevorzugten Lösung.

 Air Management wiederum bleibt die entscheidende Komponente für die thermische Feinsteuerung auf Raumebene: zur Kontrolle von Leckagen, Restwärme und Übergangsbereichen. In solchen Zonen lässt sich Luftkühlung mit flächengekoppelter Kühlung wirkungsvoll kombinieren – etwa durch modulare Deckensysteme, die punktuelle Hotspots entschärfen. aquatherm black bietet dafür eine erprobte Lösung:

  • Flächensystem für Wand, Decke oder Boden mit homogener Temperaturverteilung
  • Kombinierbar mit Luftführungssystemen zur Entlastung zentraler Kältemaschinen
  • Geeignet für Modernisierungs- und Neubauszenarien, vollständig integrierbar

 In Summe entsteht ein geschlossenes thermisches Gesamtsystem, das sich zonenbasiert regeln, modular erweitern und energetisch präzise bilanzieren lässt – mit minimierten Schnittstellen, klarer Materialtrennung und langfristig wartungsarmer Betriebsführung.

Zertifizierungsdruck, Materialentwicklung und der Planungsauftrag an die Technik

Die technische Machbarkeit hybrider Kühlsysteme ist längst erwiesen. Der nächste Entwicklungsschritt betrifft die Regelwerke, Zertifizierungen und politischen Zielvorgaben, die den Bau und Betrieb moderner Rechenzentren künftig maßgeblich beeinflussen werden.

Regulatorischer Rahmen: Von Energieeffizienz zur CO₂-Reduktion

Internationale Programme wie die US-amerikanische Coolerchips-Initiative setzen klare Zielmarken: Der Anteil der Kühlung am IT-Stromverbrauch soll bis 2030 unter fünf Prozent fallen – bei gleichzeitiger Erhöhung der Rechenlast. In der EU wirken sich Nachhaltigkeitsziele aus dem Green Deal zunehmend auf Baugenehmigungen, Energieaudits und Netzzugänge aus. Auch ESG-konforme Finanzierung ist ohne nachgewiesene Energieeffizienz kaum noch möglich.

Zertifizierungssysteme werden damit zum Planungstreiber:

  • LEED (Leadership in Energy and Environmental Design)
  • BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method)
  • DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen)

Diese Systeme verlangen belastbare Nachweise über Systemeffizienz, Ressourcenschonung, Rückbaubarkeit und Materialintegrität – insbesondere bei der haustechnischen Infrastruktur.

 

Material als strategischer Faktor

Die Wahl des Rohrleitungssystems beeinflusst nicht nur die thermische Performance, sondern auch die Zertifizierbarkeit des Gesamtprojekts. Rohrleitungssysteme wie aquatherm blue ermöglichen eine durchgängige Dokumentation:

  • Materialnachweise im Rahmen von EPDs
  • Lückenlose Liefer- und Qualitätskontrolle
  • Integration in digitale Planungsprozesse (BIM-kompatibel)

 

Auch aquatherm black bietet zertifizierungsrelevante Vorteile:

  • Geschlossene Kreisläufe mit geringen thermischen Verlusten
  • Modular rückbaubar und demontierbar
  • Geeignet für Niedertemperatur-Strategien

 

Strategischer Handlungsspielraum für Planer und Betreiber

Wer Kühlung künftig nicht mehr als „technisches Nebenaggregat“, sondern als zentrale betriebswirtschaftliche Stellschraube begreift, verschafft sich operative und finanzielle Vorteile. Die Gesamtkosten über den Lebenszyklus (Total Cost of Ownership, TCO) lassen sich präziser planen, regulatorische Anforderungen effizient erfüllen und die Investitionsfähigkeit durch den Zugang zu „grüner“ Finanzierung – etwa im Rahmen der EU-Taxonomieverordnung – langfristig sichern. Gleichzeitig entstehen neue Synergien, etwa durch die Integration von Wärmerückgewinnungssystemen oder die Einspeisung überschüssiger Wärme in externe Netze zur Abwärmevermarktung. Kühlung wird damit nicht nur zur technischen, sondern auch zur strategischen Investitionsentscheidung.

 

Fazit: Jetzt in hybride Systeme investieren – aber richtig

Kühlung wird zur Schlüsselkompetenz für Betreiber, Planer und Investoren. Dabei geht es nicht allein um Technologien – sondern um die Fähigkeit, sie sinnvoll zu kombinieren, systemisch zu integrieren und regulatorisch abzusichern. Wer dabei auf modular skalierbare Systeme und zertifizierungsfähige Komponenten setzt, schafft nicht nur technische Resilienz – sondern auch wirtschaftliche Handlungsfreiheit. aquatherm liefert mit den Produktfamilien aquatherm blue und aquatherm black die technische Infrastruktur für diese Entwicklung – präzise abgestimmt auf die Anforderungen hybrider Kühlsysteme im KI-Zeitalter.

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